Warum ein Buch darüber den SKS Schein zu erlangen?
Es gibt viele Bücher die Träume nach der Karibik, der Südsee, wilden Seestürmen, großen Herausforderungen einer Atlantiküberquerung und jahrelangen Reisen rund um den Globus wecken. Dies ist sicher ein Traum von vielen Seglern und wer hat sich bei dem Lesen solcher Literatur nicht auch schon gewünscht selbst so etwas zu erleben? Den wenigsten ist es leider möglich ein paar Jahre aus dem Job auszusteigen, sich ein großes Boot zu kaufen und damit auf Reisen zu gehen. Doch eines ist diesen Büchern gemein, keiner der Autoren beschreibt wie er eigentlich zu Segeln gekommen ist. Meist sind es einleitende Worte wie z.B. ich bin schon als Kind mit meinen Eltern schon immer gesegelt oder es sind Abenteurer die sich mit wenig Erfahrung aber viel Enthusiasmus und Abenteuerlust einfach auf den Weg gemacht haben. lch will hier versuchen meinen Weg segeln zu lernen und einen ersten kleinen Törn zu unternehmen aufzeigen und so Mut zu machen sich die Kenntnisse anzueignen um sich selbst zu motivieren und vielleicht auch die ersten Schritte zu machen.
Jede große Reise beginnt damit die Schuhe anzuziehen und loszulaufen. Es sei denn man segelt auf der Barfußroute*.
*Die Barfußroute ist die Route auf der wahrscheinlich die meisten Segler den Globus umrunden.
Backbord (links) und Steuerbord (rechts) hat nun fast jeder schon einmal gehört. „Ab in die Wanten“ dürfte auch bei den meisten aus diversen Piratenklamotten noch bekannt sein. Doch was sind Wanten eigentlich? Auch die Begriffen Backstag, Dirk (und damit ist nicht der männliche Vornahme gemeint), Achterspring und Vorleine sind aber Begriffe die mit derselben Materie, dem Segeln, zusammenhängen, die aber kaum einer der nicht segelt kennt. So ging es mir auch, als ich 2010 aus dem sonnigen Süden beruflich hoch in den Norden, nach Bremerhaven, gezogen bin. War ich vorher begeisterter Mountainbiker, so wurde dieses Hobby hier ad acta gelegt, weil vom Mountainbike in dieser Region Deutschlands nur noch Bike übrigbleibt. Berge sind hier oben leider Mangelware. Allerdings hat der Wassersport und mobiles Reisen schon immer eine gewisse Faszination ausgeübt. Wahrscheinlich habe ich das unzähligen Urlauben mit meinen Eltern und den Surfbrett welches uns immer begleitet hat zu verdanken. Anfang der 80er war es noch verbreitet Surfboards selbst zu laminieren. Während mein Bruder und ich bei Oma und Opa bzw. im Ferienlager untergebracht waren laminierte mein Vater damals in unserem Kinderzimmer sein Board, welches dann noch nicht ganz ausgehärtet auf den Dach unseres knallorangenen VW-Bus festgezurrt wurde und dann ging es ab an den Atlantik. Später bin ich natürlich selbst auf dem Board gestanden und habe zumindest schon mal einige der wichtigsten Kursarten kennengelernt und auch, wie sich die Kraft im Segel dabei verhält. Nach und nach kristallisierte sich also das Segeln als Hobby in meiner neuen Umgebung heraus und ich setzte mir ein Ziel: Den SKS-Schein
Die ersten Erfahrungen mit dem Segeln habe ich auf einer Segelreise rund um Nordspitze von Sardinien gemacht. Die Entscheidung für einen Sommerurlaub im August steht an, wie meistens etwas kurzfristig und ohne konkrete
Nach einigem Emails hin und her reservieren wir dann zwei Kojen. Kurze Zeit später finden wir in unserem Postfach eine Nachricht mit der Liste der Ausrüstung welche man mitbringen soll. Leider ist das Gepäck, bedingt dass die Ausrüstung für die erste Woche auch noch mit muss sehr begrenzt. Wir vertrauen also auf das schöne Wetter im Mittelmeerraum und lassen die Regenklamotten und Gummistiefel zuhause und packen lediglich ausreichend Sonnencreme und kurze Sommerklamotten ein. Nachdem wir den Mietwagen am Ende der wunderschönen Woche auf Sardinien am Flughafen abgeben stehen wir nun mit unserm ganzen großen Gepäckhaufen neben uns am Busbahnhof am und warten bis es losgeht. Als der Bus dann endlich kommt wird alles einigermaßen übersichtlich verstaut und zusammengepackt und dann geht es los mit dem Bus über die halbe Insel, was auch ganz gut klappt. Von der Haltestelle an der wir den Bus verlassen bis zu dem Hafen wo das Schiff liegt ist es aber leider noch ein ganzes Stück zu Fuß, weil wir dummerweise einige Haltestellen zu früh aus dem Bus aussteigen.
Aber hilft ja nichts, das Gepäck geschultert und dann weiter. Als wir dann nach einem zwei stündigen Fußmarsch am Hafen in Castelsardo 40°54.7´N / 8°42.2´E fix und fertig angekommen werden wir erst einmal mit einem kühlen Cuba Libre empfangen und mit unserem Mitsegler bekannt gemacht. Nachdem wir die Kojen bezogen haben und dann doch ziemlich spät ins Bett kommen, sind wir am nächsten Morgen noch ein wenig gerädert. Ein frischer Kaffee und Frühstück bringt die Welt dann aber wieder in Ordnung. Los geht es dann erst einmal mit dem Einkaufen für die ganze Woche. In der Marina selbst gibt es zwar einen kleinen Supermarkt aber das kommt bei der Verpflegung von fünf Personen für eine ganze Woche zu teuer. Zudem i
Wir verstauen unserer Beute im Schiffsbauch und es erfolgt die obligatorische Sicherheitseinweisung. Für jemanden der noch nie auf einem Segelschiff war ist das ganz schön viel an Materie. Dinge wie EPIRB (satellitengestütztes Notsignalsystem)und Seeventile werden erklärt. Die Toiletten auf einem Segelschiff sind auch nicht so einfach wie man sie von zuhause gewöhnt ist. Damit kein Wasser in das Schiff laufen kann, wenn es stark kränkt(mit großerSchräglage segelt), sind die Borddurchbrüche mit Seeventilen geschützt. Diese müssen auf See immer geschlossen sein und dürfen nur während der Benutzung kurz aufgemacht werden. Nach der Benutzung der Toilette ist dann das Abwasser mittels Pumpenkraft nach draussen zu befördern und die Toilette mit Seewasser nach zu spülen. Dazu muss ein Hebel in die jeweils richtige Stellung gelegt werden. Ganz schön kompliziert. Zudem bekommt jeder seine persönliche Schwimmweste mit ausführlicher Bedienungsanleitung und eine Notfallrolle, die er im Fall eines Verlassen des Schiffs übernehmen muss. Ich werde mich im Fall der Fälle um das Klarmachen der Rettungsinsel kümmern.
Mithilfe des Internets checken wir dann noch die sogenannten GRIP-Files. Das sind Daten, welche bei korrekter Interpretation, einen Ausblick auf die nächsten paar Stunden und Tage zulassen. Das Wetter sieht kurzfristig gut aus und wir legen die Route für die nächsten Tage fest. Für den dritten Tag ist leider ein starker Mistral angesagt und wir wollen versuchen möglichst schnell um die Nordspitze herum zu kommen um die Windabdeckung des Kaps zu nutzen. Endlich geht es dann gegen Nachmittag bei leider wenig Wind unter Motor los und wir sind zum ersten Mal auf See! Zum ersten Mal bekomme ich eine Seekarte in der Hand und lasse mir vom Skipper erklären, wie das mit den Unterteilungen in in Längen- und Breitengrade funktioniert und wie man anhand der Satelitenposition seine Position in der Seekarte findet.
Aus der Ferne können wir den SCHWARZEN MALTESER, ein 100 Millionen Euro Schiff mit einer außergewöhnlichen Mastkonstruktion, sehen der eindrucksvoll nahe an der Bucht vorbelsegelt.
Am Morgen darauf erwartet uns ein stahlblauer Himmel und mit dem Windmessgerät gemessene Windstärken von 8 BFT. Ein seltsame Kombination die
Nachdem der Wind am Abend schon wieder etwas abflaut und die Winddaten im Internet schönes Segelwetter für die nächsten Tage voraussagen planen wir die nächste Etappe. Als erstes wollen wir in den Nationalpark der Maddalenas Inseln fahren. Hierzu stehen wir weit vor Sonnenaufgang auf und lichten den Anker. Kaum aus der Bucht nimmt der Seegang merklich zu. Alte Dünung. Wir stellen es vor, wie es gestern bei dem starken Wind an dieser Stelle ausgesehen haben muss.
Wir kreuzen den Kurs der Fähre und sehen noch die Fahrwassertonnen vor La Maddalena leuchten, als wir zwischen den Inseln während die Sonne aufgeht durchfahren. Lange bevor die Touristenschiffe ankommen erreichen wir eine Festmacherboje an der Insel Spargi 41°16.7'N / 9°21.4'E und machen uns daran fest. Um den empfindlichen Meeresboden zu schützen ist Ankern hier verboten.
Wir bereiten ein opulentes Frühstück zu und schauen dabei an menschenleere Strände. Anschließend ist noch eine Runde Schnorcheln um das Schiff angesagt. Beim Tauchen fallen uns die schönen Fische, welche direkt um das Boot herum schwimmen, sobald wir angekommen waren, auf. Nachdem wir unseren Skipper dazu befragen was für sympathische kleine Gesellen das sind antwortete er lakonischt „Klofische“. Diese Fische sind schon so an die Segler gewöhnt, dass sie genau wissen, dass ab und zu ein Seeventil geöffnet wird und dann Fütterungszeit ist. Zivilisationsfolger. Als das erste Tourischiff um die Ecke biegt haben wir bereits schon unsere Ankerboje verlassen und segeln die verbleibenden 12 SM weiter in Richtung Bonifacio.
Bonifacio 41°23.3'N / 9°09.5'E anzulaufen ist auf alle Fälle ein Highlight der Tour, auch wenn unser Skipper nicht uneingeschränkt begeistert von der Idee ist. Zu viel Trubel. Teuer und laut. Sicher treffen diese Punkte zu, aber trotzdem ist schon allein die Einfahrt in den Naturhafen flankiert von den steil aufragenden Klippen ein Erlebnis für sich, das man auf alle Fälle gesehen haben muss. Wir hatten
Wir drehen ab uns laufen als Ausweichhafen den 8,5 SM entfernten Hafen von Caldarello 41°28.4'N / 9°04.3'E an. Der zweite Anlauf früh am nächsten Tag gelingt. Eventuell auch deshalb weil der Marinero ein großzügiges Trinkgeld erhält. Wir parken unser Schiff „römisch-katholisch“, also mit dem Heck voraus in die Box ein. Bugseitig wird das Schiff an der Mooring befestigt. Diese Art festzumachen ist in den meisten Mittelmeerländern üblich. Neben der gewaltigen Kulisse des Naturhafens sind die riesigen Yachten, welche in Bonifacio liegen sind auf alle Fälle sehenswert. Den Nachmittag nutzen wir dann noch um die wirklich schöne, mit den vielen Stufen aber auch sehr anstrengende, Altstadt von Bonifacio anzuschauen. Bonifacio ist leider auch schon der Wendepunkt unserer Reise und wir setzten die Segel wieder Richtung Sardinien.
Nach einem langen Schlag von knapp 27 Sm erreichen wir die Isola Rossa 41°00.7'N / 8°52.3'E, welche wir bei der Hinfahrt an steuerbord haben liegen lassen. Hier bunkern (tanken) wir Diesel an der Schiffstankstelle und nutzen die Gelegenheit zum ausgiebigen Schnorcheln und Baden. Der Rest der Strecke legen wir am nächsten Tag unter Segeln zurück.
Am Schluss der Reise geht die ganze Crew noch einmal richtig gut Essen. Dazu muss per Fuß erstmal Castrelsardo, welches das Zentrum wegen der besseren Aussicht hoch oben hat, erklommen werden. Die Aussicht belohnt unsere Mühen und von der Terrasse des Restaurants haben wir einen wunderbaren Ausblick. Das Restaurant bietet frische Fische an und wir entscheiden uns für einen St. Pierre aus dem heutigen Fang. Der Rückweg erscheint uns dann auch dank der Hangabtriebskraft um einiges Leichter. Am letzten Morgen räumen wir das Boot wieder aus und alle Sachen werden wieder in die Rucksäcke gepackt. Per Bus und Zug geht es dann zurück zum Flughafen.